Petersburger Chronik

Bei der Petersburger Chronik handelt es sich um vier Feuilletons aus dem Jahre 1847. Sie erschienen in der Zeitschrift „St. Petersburger Nachrichten“, die zu der Zeit von A. A. Krajewski herausgegeben wurde.
 
Erschienen sind die Feuilletons in den Ausgaben vom:
 
27.     April    1847
11.     Mai     1847
01.     Juni     1847
15.     Juni     1847
 
 
Alle vier Texte sind in leicht ironisch, sarkastisch kritischem Ton verfasst. Jeder der Texte hangelt sich unbefangen von Thema zu Thema. Sie muten wie leichtfüßige Plaudereien an. Die Themen sind scheinbar immer im Petersburger Kontext verhaftet. Auf den zweiten Blick jedoch eröffnen sich die tatsächlichen Problematiken, die Gegenstand der kritischen Auseinandersetzung sind.
 
Die Texte sind weit von der Schwere, Intensität, Komplexität und Langatmigkeit Dostojewskis literarischer Arbeiten entfernt.
Einen Titel / eine Überschrift trägt keiner der Texte.
 
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„Diese Artikel bezeugen, dass Dostojewski bereits in jungen Jahren über ein großes journalistisches Talent verfügte. In persönlichem, amüsantem Plauderton machte er die Leser mit seinen Reflexionen zum Tagesgeschehen in der Hauptstadt vertraut.
Abgesehen von satirischen Schilderungen der damaligen literarischen Zirkel sind in diesen Artikeln seine Betrachtungen über Petersburg am interessantesten. Der später so slawophile Schriftsteller vertritt hier eine `europäische` Position: Russland müsse sich den Westen als Vorbild nehmen, um seine Rückständigkeit zu überwinden. Gegen die Tendenz der Slawophilen den Kreml als Hochburg der russischen Nationalität zu betrachten, setzt er sein Bild der Stadt am Newa-Fluss, Trägerin von Zar Peters `großer Idee` und Symbol für den Wunsch Russlands, westliche Aufklärungsgedanken zu übernehmen.“
Kjetsaa, Dostojewski   - Sträfling, Spieler, Dichterfürst S. 81
 
"Die vier Prosa-Texte des jungen Autors - Dostojewski war zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt - lassen verschiedene Züge erkennen, die in seinen späteren Werken als Merkmale seiner Poetik auszumachen sind und dort ausgebaut werden; hier sind viele davon im Ansatz zu finden."
Hansen Kokorus, Renate; Fedor Dostoevskijs Petersburger Chronik - ein literarisches Laboratorium In: Jahrbuch der DDG 2012  S. 98
 
„Bereits 1847 hatte er vier kurze Beiträge für „St. Petersburger Zeitung“ geschrieben, die sein journalistisches Talent beweisen, noch ganz `europäisch` ausgerichtet und gar nicht slawophil. Das änderte sich nach Sibirien. Was blieb, war der feuilletonistische Plauderton, mit anekdotischen Abschweifungen, versteckten und offenen Anspielungen, gemünzt auf den aktuell informierten Zeitungsleser.“
Gerigk, Hans-Jürgen; Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller S. 55
 
 
In deutscher Übersetzung sind die gesamten vier Feuilletons auf 40 Seiten nachzulesen in:
Gerhard Dudek und Michael Wegner (Hrsg.)
Fjodor Dostojewski – Eine verfängliche Frage
Aufbau-Verlag
Berlin und Weimar 1988
 
Eine Verfängliche Frage
 


Sie sind auch explizit veröffentlicht worden:
Dostojewskij, F. M.
Petersburger Chronik.
Orchis-Verlag, München 1923