Aus für die Wremja


Zum Zeitpunkt des Verbotes der Wremja hat sie 4.000 Abonnenten, 2.000 mehr, als zur Deckung aller Unkosten nötig waren.

Elsäßer-Feist;, Dostojewski S. 83

 

 

Das Verbot:

„Sankt Petersburger                         Herrn Ingenieurleutnant
Zensurkomitee                                  Michael Dostojewski
29. Mai 1863 Nr. 376                        Redakteur der Zeitschrift „Die Zeit“
 
Auf Grund des untertänigsten Berichtes des Herrn Ministers des Innern über das Erscheinen eines Artikels in Nummer IV der Zeitschrift „Die Zeit“, unter dem Titel „Eine Schicksalsfrage“, dessen äußerst unanständiger und sogar empörender Inhalt, die polnische Frage betreffend, im Gegensatze zu allen Maßnahmen der Regierung und allen patriotischen Gefühlen und Kundgebungen steht, die durch die äußeren Umstände hervorgerufen worden sind, und der das nationale Empfinden beleidigt, ebenso wie über die schädliche Richtung dieser Zeitschrift, hat Ihre Majestät der Kaiser allerhöchst das Verbot der Herausgabe der Zeitschrift „Die Zeit“ mit dem 24. Mai anzuordnen geruht.
Von diesem allerhöchsten Befehle habe ich die Ehre, Sie, sehr geehrter Herr, zu benachrichtigen.
 
Der Vorsitzende     O. Wessjolow
Der Sekretär            Ss. Sagibelin“


Rachmanowa, Das Leben eines großen Sünders Bd. 2  S. 374

Ursache  für das Verbot der Wremja:
Während des polnischen Aufstandes 1863 hatte Strachow in der Aprilnummer der „Wremja“ einen anonymen Artikel „Die verhängnisvolle Frage“ abgedruckt und dieser Artikel wurde derart verstanden, als sei er zu Gunsten der rebellierenden Polen und ihrer Kultur abgefasst. Infolgedessen wurde die Zeitschrift von den Behörden unterdrückt, als sie gerade dabei war, sowohl literarisch wie auch finanziell zu einem Erfolg zu werden. Das bedeutete nichts anderes als den finanziellen Ruin der beiden Brüder.
Die Abwegigkeit dieser Fehlinterpretation erörtert Dostojewski ausführlich in einem Brief vom 17. Juni 1863 an Turgenjew.

„Die Zeitschrift wurde also verboten, was den Herausgeber Michael Dostojewski in große Geldverlegenheiten stürzte, da die Subskriptionsgelder schon eingelaufen und verbraucht waren, nun aber zurückgegeben werden musste, und er außerdem durch die Auflassung seiner bis jetzt innegehabten Cigarettenfabrik ganz allein auf den Erwerb durch die Feder angewiesen war und eine größere Familie zu erhalten hatte.“
Hoffmann, Th. M. Dostojewsky S. 233

Dieser Umstand verhärtete den Vorwurf gegenüber Dostojewski, an der Mittellosigkeit der Familie des Bruders verantwortlich zu sein.

Sein Bruder beantragte daraufhin gleich eine Genehmigung für eine neue Zeitschrift: „Die Epoche“.
Janko Lavrin; Dostojewskij,  Rowohlt Verlag Hamburg, 1998 S. 5