Grigorjew, Apollon (1822 - 1864)


„Slawophiler Publizist, Begründer der „organischen“ Kritik. Er betrachtet das Kunstwerk als „organisches Produkt des Volkstums und des historischen Moments“. Den Byzantinismus der Slawophilen und ihre Träume von der künftigen Weltrolle Russlands lehnt er ab, gab aber den Anstoß zu der Lehre der `Bodenständigen`, Dostojewskis, Strachows, Danilewskis.Wegen der Sonderbarkeit seiner Terminologie wurde er von den Zeitgenossen oft nicht ganz ernstgenommen, war aber von entscheidendem Einfluss auf Dostojewski.“
Tagebuch eines Schriftstellers, Piper Anmerkungen S. 629
 
In Dostojewski hatte er nicht nur einen Kollegen, sondern einen engen und innigen Freund. Dieser Tod trifft Dostojewski sehr hart, insbesondere da zehn Tage zuvor, sein Bruder Michail starb und keine 3 Monate zuvor seine erste Frau Maria Dimitrijewna Issajewna.
 
In einem Brief schreibt Dostojewski 1869 an Strachow:
"Grigorjew ist gestorben und hatte doch während seines Lebens  fast nichts erreicht. Ich habe mich daran gewöhnt, ihn so zu verehren, dass ich ihn auch dieser Sachlage gegenüber für weise hielt."
Dostojewski - Gesammelte Briefe 1833 – 1881  S. 318
 
"Apollon Grigorjew hatte seine slawophile Ausrichtung, das heißt, die besondere kulturelle Bedeutung Russlands im Unterschied zur westlichen zu betonen, entscheidend mitgeprägt, und aktiv an den von den Dostojewski-Brüdern herausgegebenen Zeitschriften mitgearbeitet."
Döring-Smirnov, Von Puschkin bis Sorokin
 
 Grigorjew, Apollon Alexandrowitsch 1846
 
1842 Nach seiner Universitätsausbildung bekam er dort eine Anstellung. Er arbeitete auffällig unzufriedenstellend, wurde entlassen und gründete mit seinen Kommilitonen u.a. mit Polonskij einen literarischen Zirkel, in dem junge Dichter einander ihre Werke vorlasen.
 
1844 - 45 in der Verwaltung angestellt, quittierte er jedoch auch diese Stelle, um sich ausschließlich der Literatur zu widmen.
 
1843 - 45 schrieb Grigorjew besonders viel Lyrik. Hintergrund war eine unerwiderte Liebe. Weiterhin schrieb er Dramen, Prosa und Theater- und Literaturkritiken. Durch die enttäuschte Liebe völlig niedergeschlagen und zudem noch erheblich verschuldet, begibt er sich nach Petersburg, wo er weder Verwandte noch Bekannte hat.
 
1844 wohnte Gregorjew u.a. mit Dostojewski zusammen, in einer Art WG bzw. Kommune.
Dostojewskis „Arme Leute“ bezeichnete Gregorjew für sich als Offenbarung. Greogorjew trägt zusammen mit Nekrassow die Verantwortung dafür, dass Belinski diesen Roman unmittelbar nach Fertigstellung zu Gesicht bekam und in die Petersburger Literaturkreise eingeführt wurde.
 
Grigorjews außerordentlich breitgefächerte Interessen, in Verbindung mit seiner jugendlich-romantischen Einstellung, führten zu einer Unbeständigkeit der Ansichten, Einstellungen und daraus resultierenden Handlungen. Er war von einer inneren Unzufriedenheit getrieben.
 
1847 kehrte er von St. Petersburg enttäuscht nach Moskau zurück und heiratete im gleichen Jahr. Die Ehe wurde jedoch recht bald annulliert. Wieder war er in den Fängen von Enttäuschung und Herzschmerz. Zu dieser Zeit schuf er den Gedichtzyklus „Das Tagebuch der Liebe und Gebets“; Gedichte über die unerfüllte Liebe zu einer schönen Unbekannten.   
 
1848 - 57 unterrichtete Grigorjew in verschiedenen Bildungseinrichtungen, ohne jedoch seine schriftstellerische Tätigkeit einzustellen.
 
1850 stieß er zum reaktionären Blatt „Der Moskauer“ und entwickelt sich zu einem führenden Theaterkritiker, der Realismus und Natürlichkeit in Dramaturgie und Schauspiel predigte.   
 
 Grigorjew, Apollon Alexandrowitsch
 
1852 – 57 quälte ihn die nächste unerfüllte Liebe und führt unter anderem zu einem Verszyklus den A.A. Blok als "die Perlen der russischen Lyrik» nannte.
 
1856 fand „Der Moskauer“ sein Ende und die Zeitschriften „Das Russische Wort“ und „Der Zeitgenosse" boten ihm eine Zusammenarbeit an.
 
1865 trägt sich Dostojewski, in Anlehnung an den Tod seines Freundes Apollon Grigoriew, mit dem Vorhaben, einen Roman mit dem Titel „Der Trinker“ zu schreiben. Der Verleger Krajewski jedoch lehnt ab.
Vgl. Kjetsaa S. 229
 
1857 – 58 unternahm er Reisen nach Frankreich und Italien und führte nach seiner Rückkehr sein schriftstellerisches Schaffen unvermindert fort.
 
Ab 1861 und in Folge, arbeitete er eng mit F. Dostojewski in der "Zeit" und insbesondere der „Epoche" zusammen.
Mit seinen ehemaligen Kollegen vom „Der Moskauer“, Pisemski und Ostrowski, kann er dort seine slawophilen Intentionen weiterhin publizistisch verfolgen.
 
Seine persönliche Situation jedoch bleibt desolat und unbeständig.
Ferner scheiterte nach kurzer Zeit, der Versuch als Kadettenlehrer in Orenburg sein Leben in stabile Bahnen zu lenken. Er sitzt 1864 zweimal im Schuldgefängnis. Dem Alkohol spricht er bereits eine Weile über die Maßen zu.  Psychisch und körperlich völlig aufgerieben, stirbt er am 25. September 1864 in Petersburg an einem Gehirnschlag.