Geldprobleme




Orest Miller, der den Schriftsteller noch persönlich kannte, zu Dostojewskis ökonomischer Situation im Jahre 1842:
 
"Seine wirtschaftliche Lage hätte gut sein können, denn sein Vormund schickte ihm, im auffallenden Gegensatz zu seinem Verhalten dem älteren Bruder gegenüber, seit seiner Zeit zum Offizier stets pünktlich die ihm zukommende Summe. Nach den Aussagen Dr. Riesenkampfs* erhielt Dostojewski damals, sein Gehalt mitgerechnet, 5.000 Rubel im Jahre. Doch da er fürs Praktische äußerst wenig Sinn hatte, war er meistens ohne Geld. (. . . .) Übrigens gefiel ihm auch der gutmütige Gesichtsausdruck seines Burschen Semjon so sehr, dass er trotz aller Warnungen vor dessen langen Fingern seelenruhig immer nur antwortete: `Mag er doch stehlen, davon werde ich schon nicht bankrott werden.` Aber schließlich war das dann doch der Fall."
 
* bei Dr. Riesenkampf wohnte Dostojewski eine Weile zur Untermiete. Beide waren freundschaftlich miteinander verbunden
Dostojewski; Briefe, Reclam 1981  S. 8
 
 St. Petersburg
 

Nach der Beförderung zum Leutnant erschien Dostojewski beim kränkelnden Riesenkampf "fröhlich, gesund, gut aussehend, zufrieden mit dem Schicksal, über die glücklich bestandenen Examina zu berichten, außerdem über die Beförderung zum Leutnant. (…) Mit Gewalt holte er den Freund aus dem Bett und setzte ihn neben sich in eine Droschke, um im Restaurant `Lerche`   auf dem Newskij-Prospekt mit ihm zu feiern. Hier bestellte Dostojewski ein Separee mit Klavier, ein üppiges Essen und Weine.“
Riesenkampf, Dostojewski in den Erinnerungen seiner Zeitgenossen S. 47

"Nach dem Abschluss seines Studiums mietet er sich eine schöne geräumige Wohnung, die er bald darauf wieder aufgeben muss, um bei Dr. Riesenkampf (ein Bekannter des Bruders Michael) zur Untermiete einzuziehen.
(. . .)
Dr. Riesenkampf erzählt in seinen Erinnerungen: „Fjodor Michailowitsch gehörte zu jenen Menschen, in deren Nähe es allen gut geht, die aber selbst in ärgster Not leben. So bestahl man ihn unbarmherzig.“
Maurina, Zenta; Dostojewskij - Menschengestalter und Gottsucher
 
„Er bezog im Ganzen 3.000 Rubel jährlich und hätte davon ausgezeichnet leben können, wenn er es verstanden hätte, sich einzurichten, aber durch Gutmütigkeit, Schwäche und Unwirtschaftlichkeit kam er bald in Schulden.“
Ernst, Paul; Völker und Zeiten im Spiegel ihrer Dichtung
 
Der Dienst als Zeichner, schreibt Dostojewski an seinen Bruder, sei ihm "langweilig geworden wie eine Kartoffel". Erste Übersetzungen mit denen er vorerst Geld verdienen wollte, liefen weder planmäßig noch erfolgreich. So hatte er ein ganzes Werk übersetzt, um nach Fertigstellung zu erfahren, dass es bereits vor einem Jahr übersetzt worden war.
     
Allabendlich besucht er die Oper oder das Theater. Gern und oft geht er auch zu dieser Zeit in diverse Kaschemmen und spielt dort bevorzugt Billard und Domino.