Separierung


Peter Scheibert beschreibt den Kreis der Petraschewzen in „Von Bakunin zu Lenin“ wie folgt:

Speschnjow war es wohl auch, der die Idee hatte, eine Druckpresse geheim zu installieren und zum Druck verbotener Schriften zu nutzen.
Obwohl sich Speschnjows Ideen nicht mit denen Dostojewski deckten, was die Verwendung von Schrift und Sprache im Widerstand zur bestehenden Monarchie anbelangte, soll Dostojewski jedenfalls davon begeistert gewesen sein, aktiv zu werden. Die alleinige verbale Erörterung im geschützten Kreise sah er als nicht mehr genügend an.

Dostojewskis Bruder Michael bekam etwas von dem Disput zwischen Speschnjow und Dostojewski mit. Daraufhin kam es zu einer heftigen argumentativen Auseinandersetzung zwischen den beiden Brüdern. Michail führte den sanften Weg Fouriers zur gesellschaftlichen Veränderung ins Feld. Fjodor hingegen meinte mittels Louis Blanc zu belegen, dass nur durch Aktionen gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen wären.

 Nikolai Alexandrowitsch Speschnjow (1821 - 1882) 

In der Fachliteratur findet man jedoch viele gegensätzliche Einschätzungen bezüglich der Ausprägung Dostojewskis Ambitionen im Hinblick auf die Beziehung zu Speschnjow.
Insbesondere bei Neuhäuser und Thieß wird sich mit derartigen Abwägungen intensiv auseinandergesetzt.

Speschnjow muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein, die bis zum Ende ihres Lebens mit wohl einem erheblichen Charisma große Macht auf Menschen ausübte. (Später findet sich seine Person im Roman "Die Dämonen" als Nikolai Stawrogin wieder.)

Durow, Sergej Fjodorowitsch (1816 - 1869)

"Der Kreis um Speschnow und Durow scheint aus recht hitzköpfigen jungen Leuten bestanden zu haben. Diese Tollköpfigkeit verleitete sie u. a. zu der unvorsichtigen Absicht, eine geheime Druckerei zwecks Vervielfältigung und Verbreitung von Reden und Schriften anzulegen, - eine Unvorsichtigkeit, mit der Petraschewski sehr unzufrieden war, da sie bei den damaligen Zensur- und Polizeiverhältnissen durchaus nicht als ein unschuldiges Unterfangen angesehen werden konnte."
Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Autobiographische Schriften

A. P. Miljukow in seinen Erinnerungen:
„Bei Durow verkehrten mehrere junge Leute, die auch zum Petraschewskischen Kreise gehörten, jedoch gemäßigteren Anschauungen huldigten. In Durows Wohnung versammelte sich jeden Freitag ein organisierter Kreis junger Leute, unter denen auch das Militär vertreten war.
(…)
Unser Kreis beschäftigte sich mit keinerlei revolutionären Plänen und hatte keinerlei geschriebene Statuten, Jedenfalls konnte er durchaus nicht als eine geheime Verbindung bezeichnet werden. Man versammelte sich, um die damals verbotenen Bücher auszutauschen und Fragen zu besprechen, die man öffentlich nicht diskutieren durfte.
(…)
Von Literatur wurde von uns nur im Anschluss an bemerkenswerte Zeitungsartikel gesprochen.
(…)
Auch alle neuen Gesetze und sonstigen Handlungen der Regierung wurden bei uns besprochen und scharf kritisiert.“
F. M. Dostojewski – Briefe, Piper 1920 S. 243 ff.

*Neuhäuser, Rudolf; Das Frühwerk Dostojewskijs Literarische Tradition und gesellschaftlicher Anspruch,  Carl Winter Universitätsverlag Heidelberg 1979
Thiess, Frank; Dostojewski - Realismus am Rande der Transzendenz, Seewald Verlag Stuttgart 1971