Petraschewskij-Zirkel




„Auch wenn sie oft so genannt wird: es war keine Geheimgesellschaft, denn Ihre Mitglieder – Schriftsteller, Beamte, Offiziere, Studenten – durften beliebig Gäste mitbringen.“
Lenz, Dostojewski – Der gläubige Zweifler S. 6

Weiterhin herrschten in der Gesellschaft der Petraschewzn keine einheitlichen, geschlossenen Auffassungen. Im "Tagebuch eines Schriftstellers" bzw. im "Staatsbürger" 1873 Nr. 50 geht Dostojewski ausführlich auf die allgemeine Stimmung unter den Petraschewzn ein. Der Artikel heißt "Eine der modernen Unterstellungen".


Petraschewski und Dostojewski waren sich nicht sonderlich zugetan.

Für Petraschewskis Bibliothek hingegen war er durchaus empfänglich. Bemerkenswert ist, dass sich Dostojewski wohl keine Schriften Fouriers aus dieser Bibliothek auslieh, und vom Sozialismus ala Fourier keine großen Kenntnisse besaß. Er soll sich wohl vorrangig all jene Bücher ausgeborgt haben, die eine Verbindung von christlicher Religion und den Ideen des utopischen Sozialismus beinhalteten.

Bleistiftzeichnung von D.s Freund dem Maler Konstantin Trutowski   1847

„Dostojewskij war in einigen Versammlungen als Redner aufgetreten, wobei er vor allem für die Aufhebung der Leibeigenschaft plädierte ohne im übrigen die utopisch-sozialistischen Anschauungen Petraschewskijs und seiner Genossen gutzuheißen.“
Luther, Nachwort Großinquisitor Reclam 1997, S. 54

„Was Fjodor nach dem Bruch mit Belinski bei den Petraschewzen suchte und zum Teil fand, waren die Ideen der liberalen Theologen des Westens, wie D. F. Strauß und die ihnen eng verwandten christlich-sozialen Utopien eines Saint-Simon, Cabet, Proudhon und nicht zuletzt George Sand. Die ihm von Belinski kräftig inspirierte und in seinen späteren Romanen auf seine Weise entfaltete Idee vom `Goldenen Zeitalter ` sozialer Gerechtigkeit fand er bei diesen Schriftstellern christlich begründet.“
Onasch; Biographie  S. 46

Herzen schrieb über die Petraschewzen:
„Die Petraschewzen waren unsere kleineren Brüder, so wie die Dekabristen die älteren waren.“

Die Petraschewzen nennt Artur Luther in seinem Nachwort zum Großinquisitor „einen Kreis revolutionärer Schwarmgeister“.


Zwei Brüder Dostojewskis, Michail und Andrej, besuchten ebenfalls die Abende bei Petraschewski.