Verspottet




Anlass für dieses Epigramm:
„Gesellschaftliche Vorstellung Dostojewskis der bekannten Schönheit Sonjawina. Dabei epileptoider Ohnmachtsunfall. Auf diese Ereignisse reflektiere Dostojewski sehr stark im `Idioten`"
Onasch, Konrad; Dostojewski Biographie S. 36 f
 
 


"Ritter von der traurigen Gestalt
Dostojevskij, Junker Nickel,
Auf der Nase unsrer Dichtung
Reifst Du als ein Pickel.
Bist, als Literat von jetzt,
Doch schon auf den Schild gehoben,
Daß Dich Majestät beloben,
Der von Leuchtenberg Dich schätzt.

Bald so schickt die heilige Pforte
Dir Gesandschaft mit Vezieren -
Aber am Versammlungsorte,
Den erwählten Fürsten zieren,
Fielst Du fraglich-wundersam
Vor des Finnensternes Blinken,
plinztest mit dem platten Zinken
Vor der russischen belle-femme.

Ach wie hast Du tragisch-stier
Da den Gegenstand betrachtet,
In der Jahre Blüte schier
Von Verderben jäh umnachtet.
Neig aus neidvoll-höhern Reichen
Dein Gehör, so bitt ich Dich,
Deinen Blick, den aschengleichen,
Wirf ihn, Großer, auf mich.

Dich an künftigemLob zu stärken
(Denn zu anderm langts nicht mehr),
Gib aus ungedruckten Werken
Nur den Doppelgänger her.
Sieh, ich will Dich kajolieren,
Werde wie ein Schurke handeln,
Werde Dich sogar umrandeln
Und Dich an den Schluß plazieren.

I. S. Turgenev und N. A. Nekrassow 1846"
Gerhardt; Gogol` und Dostojevskij in ihrem künstlerischen Verhältnis S. 166


Turgenjew und Nekrassow haben dieses Gedicht per Sendschreiben unter der Maske des Absenders Belinski direkt an Dostojewski abgesandt. Turgenjews Anteil an diesem Gedicht findet sich leicht verändert in der Gesamtausgabe seiner Werke wieder. Die Ursprungsform des Gedichtes findet man in der Gesamtausgabe von Nekrassows Gedichten. Und wieder etwas verändert ist es in der Sammlung Äpigramma i satira von Ostrowski zu lesen.
Vgl. Gerhardt; Gogol` und Dostojevskij in ihrem künstlerischen Verhältnis S. 95


Der Beginn des Gedichtes in einer Übersetzung aus dem Französischen:

"Ritter mit dem traurigen Gesicht,
Dostojewski, werter Aufgeblasener,
als neuer Pickel auf der Nase
der Literatur erblühst Du.

Bald wird Dir der Sultan der Türkei
seine Wesire senden.
Als Du aber neulich beim Empfang
mitten unter lauter Fürsten
wie ein Komet erschienst
- o Mythos und Tagesgespräch! –
und vor einer blonden Schönen
Deine aufgestülpte Nase rümpftest
sahst Du so tragisch starr
Dein Charmantes gegenüber an,
dass nicht viel fehlte,
und Du wärst daran gestorben,
hingerafft in der Blüte Deiner Jahre."
Troyat S. 80