Das Krokodil

Veröffentlichung
1865 erstmalig in der Zeitschrift "Epoche"

Handlung
Ein Beamter wird von einem Krokodil verschluckt, der darin sodann große Zukunftspläne schmiedet.

Anmerkungen
"Als Das Krokodil erschien entwickelte sich eine bösartige Flüsterkampagne: Das Gerücht ging um, die Groteske sei eine Allegorie, die den gerade zur Zwangsarbeit nach Sibirien verschickten Nikolai Tschernyschewski verhöhne. Vor seiner Verschickung hatte Tschernyschewski, bereits in der Peter-Pauls-Festung eingekerkert, seinen berühmten Roman Was tun? geschrieben und veröffentlicht."
Vgl. Nachwort Dostojewski; Das Krokodil, Eulenspiegel Verlag Berlin  S. 165

"Diese Interpretation wurde von Dostoevskij selbst, heftig bestritten. In den Entwürfen zur Erzählung finden sich auch keinerlei Hinweise darauf."
Neuhäuser; Das Frühwerk Dostoevskijs S. 246

Dostojewski wandte sich im Tagebuch eines Schriftstellers im Artikel Etwas Persönliches (1873) entschieden gegen diese Gerüchte:
„Es ist doch nur Klatsch, der gemeinste Klatsch, der einem jeden passieren kann. Man muss den Verstand und den poetischen Spürsinn eines Bulgaren haben, um aus dieser Bagatelle, dieser Geschichte zum Lachen zwischen den Zeilen eine bürgerliche Allegorie, und dazu noch auf Tschernyschewski, herauszulesen! Wenn Sie nur wüssten wie dumm und an den Haaren herbeigezogen es ist! Ich werde es mir übrigens niemals verzeihen, dass ich nicht schon vor zwei Jahren gegen diese niederträchtige Verleumdung, als sie eben aufkam, protestiert habe!“
F. M. Dostojewskij; Tagebuch eines Schriftstellers, Erster Band 1873, Musarionverlag München 1921   S. 43


„Ich bin übrigens auch jetzt überzeugt, dass gar keine Verleumdung vorlag; wozu und wofür hätte mich auch jemand verleugnen sollen? Ich hatte in literarischen Kreisen keine Streitigkeiten, jedenfalls keine ernsthaften Streitigkeiten. Seit den siebenundzwanzig Jahren meiner literarischen Tätigkeit spreche ich heute zum zweiten Mal von mir persönlich.
Es war nur Stumpfsinn, ein finsterer, argwöhnischer Stumpfsinn, der sich in irgendeinem Kopfe `mit Tendenz` festgesetzt hatte. Ich bin überzeugt, dass dieser gescheite Kopf auch heute noch daran glaubt, dass er sich nicht geirrt hat und dass ich den unglücklichen Tschernyschewski tatsächlich verhöhnen wollte.“
Ebenda S. 51

Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski   (1828 - 1889)

Dostojewskis Verhältnis zu Tschernyschewski sei auch nicht völlig absprechend gewesen.
"Bei äußerer Gegensätzlichkeit hat doch Dostojewski wesentliche Gedanken mit dem Anderen geteilt."
Gerhardt, Gogol und Dostojevskij S. 27

Weiterhin setzt sich Gerhardt in dieser Arbeit unter anderem mit dem obigen Vorwurf auseinander und kommt zu dem Schluss, dass er vermutlich keine Substanz besitzt.

Hier gibt es den Roman zum Online-Lesen und als Download: