Durow, Sergej Fjodorowitsch (1816 - 1869)

Zuvor als ministerieller Beamter tätig, geht Durow 1847 in den Ruhestand und wird zugleich Mitglied des Petraschewski-Zirkels. Mitte der 40iger Jahre jedoch, war er eine bekannte Person im literarischen als auch gesellschaftlichen Leben in St. Petersburg. Gegen Ende 1848 erwächst daraus mit A. I. Palm der Durow-Kreis.
A. Palm beschreibt Durow zu dieser Zeit: "Die nervöse Heftigkeit im Streit, der Enthusiasmus der Vernunft, des Talentes und des Willens (. . .) rührend, fast weibliche Anteilnahme zum fremden Leiden und dann noch der unversöhnliche Hass auf die Heuchelei, die jede Lebensunwahrheit schützt.“
Sein literarisches Schaffen währte nicht lange. 1843 das erste Mal gedruckt, findet 1849 mit der Verbannung der Petraschewzn seine schriftstellerische Arbeit bereits ihr jähes Ende.

Innerhalb des Petraschewski-Kreises bildete sich im Winter 1848 eine Art innerer Zirkel, genannt der Durow-Kreis, da man sich in der Regel bei Durow traf. Der Durow-Kreis hatte über zehn Mitglieder. Dostojewski selbst warb ebenfalls neue Mitglieder.
Vgl. Neuhäuser; Dostojewskis Frühwerk S. 148 ff.

So zählten zu den Mitgliedern auch Michail Dostojewski, A. N. Pleschtschejew, N. A. Speschnew und P. N. Filippow.

„Am 20. Oder 21. April 1849 montierten Mitglieder des Durovkreises eine geheime Druckerpresse in der Wohnung Fillipovs." Zum Einsatz kam sie nicht. Am 23. April wurden alle Petraschwewzn verhaftet.
Neuhäuser; Dostojewskis Frühwerk S. 155
Vgl. N. Beltschikow, Dostojewski im Prozeß der Petraschewzn S. 331


Der Kreis um Speschnow und Durow scheint aus recht hitzköpfigen jungen Leuten bestanden zu haben. Diese Tollköpfigkeit verleitete sie u. a. zu der unvorsichtigen Absicht, eine geheime Druckerei zwecks Vervielfältigung und Verbreitung von Reden und Schriften anzulegen, - eine Unvorsichtigkeit, mit der Petraschewski sehr unzufrieden war, da sie bei den damaligen Zensur- und Polizeiverhältnissen durchaus nicht als ein unschuldiges Unterfangen angesehen werden konnte.
Quelle, mit weiteren Ausführungen: Fjodr Michailowitsch Dostojewski: Autobiographische Schriften

Durow stand mit Dostojewski und Pleschtschejew zusammen in der zweiten Dreierformation die hingerichtet werden sollte.
Am 20. Januar 1950 werden Dostojewski und Durow gemeinsam nach Omsk verschickt. Nach einem vierwöchigen Zwischenhalt in Tobolsk, bei dem nicht nur Dostojewski, sondern auch Durow eine Bibel von den Dekabristenfrauen erhielten, erreichen beide am 23. Januar den Ostrog.

Körperlich zerstört, kehrt Durow aus der Verbannung zurück. Laut Dostojewski "war er im Ostrogg erloschen wie eine Kerze".
Während dieser gesamten Zeit sollen beide so gut, wie keinen Kontakt zueinander gehabt haben. Angesichts des Weges, den beide zusammen beschritten haben, doch recht erstaunlich.

P. K. Martjanow in seinen Erinnerungen
„Die Kadetten sahen mit Erstaunen, dass Dostojewskij und Durow einander mit allen Kräften ihrer Seelen hassten. Nie sah man sie zusammen, und während ihres gesamten Aufenthaltes im Omsker Zuchthause wechselten sie miteinander kein Wort.
(…)
Als man Durow einmal wegen dieses seltsamen Verhaltens befragte, erwiderte er, keiner von ihnen werde sich herablassen, den anderen zuerst anzusprechen, weil das Zuchthausleben sie zu Feinden gemacht hätte.“
F. M. Dostojewski – Briefe, Piper 1920 S. 254
Über den Grund erfährt man nichts.

An P. J. Annekowa schreibt er im Oktober 1855:
"Sie werden wohl gehört haben, daß Durow aus Gesundheitsgründen vom Militärdienst befreit worden ist und nun in den Zivildienst eingetreten ist. Er ist in Omsk. Vielleicht haben Sie Nachricht von ihm. Wir korrespondieren nicht miteinander, obwohl wir einander in gutem Gedächtnis bewahren."
Vgl. Briefe, Piper S. 89 und 106 f

 P. J. Annekowa

So wurde er bereits nach einem Jahr in den Zivildienst entlassen. 1857 bekam er die Erlaubnis, zu seiner Familie zurückzukehren, jedoch nicht in die Hauptstadt, 1863 dann auch nach Petersburg. Sein Name erschien nur noch gelegentlich in Zeitschriften, so z. B. in der ersten Ausgabe Dostojewskis „Epoche“ mit einer Übersetzung.
1860 versuchte Dostojewski als Sekretär des Literaturfonds, Durow materielle Hilfe zukommen zu lassen. 
Durow sollte sich nicht mehr erholen und war durchgängig durch körperlichen Verfall gezeichnet. Sein Verstand und der angeborene Sarkasmus hingegen sollen sogar noch erstarkt sein. Er verbrachte seine letzten Jahre in der Ukraine in Poltawa. 1867 nahm ihn der Jugendfreund Alexander Palm schwer krank in seinem Haus auf und kümmerte sich bis zu seinem Tod 1869 um.