und Gedichte
Dostojewski schrieb in der Zeit 1854 bis 1856 drei Poeme.
Unter den oben angeführten Jahreszahl-Links finden Sie zunächst noch etwas bescheidene Informationen zur jeweiligen Dichtung.
Durchaus sind diese Gedichte, ich möchte sie mal als „patriotische Fragwürdigkeiten“ bezeichnen, seiner Überzeugung geschuldet, aber auch gleichsam dem massiven Bestreben, seine Loyalität unter Beweis zu stellen. Faktisch war er in Semipalatinsk, nahezu lebendig begraben. Es galt, bereits in der Verbannung, die Basis für ein Leben danach zu schaffen. Und sein Leben, zudem sein einziges Mittel zum Leben, war das Schreiben. Um als politisch Verurteilter im Literaturbetrieb wieder Fuß zu fassen, bedurfte es sicherlich der Notwendigkeit, jede Chance zu ergreifen bzw. zu initiieren. So gemahnte Dostojewski gar den Zaren Alexander II. in „Auf die Krönung und den Friedensschluss“ selbst an Christus, der seinen Mördern vergeben hätte.
Sein Bemühen dürfte nicht vergebens gewesen sein. Seine Einreichungen hatten zweimal eine Beförderung im militärischen Rang zur Folge.
Diesem Bemühen, sich anzupassen und um die Nachsichtigkeit zu buhlen, kann ferner ein Bittstellerbrief Dostojewskis an den Zaren im Jahr 1859 aus Twer zugeordnet werden.
„Zu fest schienen sie in ihren Anlass gebunden und dieser Anlass zu negativ, um ihnen zu viel Sympathie zuzuwenden, zu sehr wirkten sie als Mittel zum Zweck, zu peinlich eng war der Zusammenhang zwischen den drei Texten und den Stufen der Rehabilitierung des entlassenen Sträflings Dostoevskij, und so scheinen sie eher anderen, nicht weniger peinlichen Dokumenten in Prosa vergleichbar, wie den captationes benevolantiae Radischews vor Gericht oder Gogol´s vor sich selbst oder der Beichte Bakunins.“
Gerhardt, Dietrich; Dostojewskis Gedichte und die Literatur S. 205 In: Dostoevskij und die Literatur, Böhlau Verlag Köln / Wien 1982
„Persönliche Elogien an die Personen der Zaren hat man Majkow in seiner Koljaska vom gleichen Jahr und später dem alten Tjutschew (Imperatoru Aleksandru II. 1873) ohne besondere Indignation durchgehen lassen.“
Ebenda S. 215
Fjodor Dostojewski 1862
Sein Bruder Michail schreibt Dostojewski im April 1856, dass er die Gedichte gelesen habe und er sie schlecht fände. Er bat Dostojewski von solchen Gedichten abzusehen, da dies nicht Dostojewskis Profession sei.
Keines der drei Gedichte wurde während seiner Lebzeiten bzw. überhaupt veröffentlicht. Nichtsdestotrotz wurden die Gedichte in den führenden literarischen Kreisen bekannt und für seine zukünftige Reputation sicherlich nicht von Vorteil. Sie zogen Anstoß und mal wieder Spott nach sich. So wurde im „Zeitgenossen“ (Ende 1855) ein Feuilleton von Panajew, mit dem Namen „Literarische Götzen, die Dilettanten und andere mehr“ veröffentlicht. Darin wird wohl Dostojewski karikiert.
Vgl. Dostojewski, Onkelchens Traum, Aufbau Verlag 1989 S. 464 f.
und
Достоевский Федор Михайлович Стихотворения
Noch vor dem Beginn der Arbeit an den Dämonen entstanden Entwürfe zu einem historischen Poem, das den Titel „Der Imperator“ trug.
Vgl. Friedländer; Ästhetik und Literaturgeschichte S. 507
Weiterführende Literatur:
Gerhardt, Dietrich; Dostojewskis Gedichte und die Literatur S. 205 - 247
In: Schriften des Komitees der BRD zur Förderung der Slawischen Studien (Hrsg. Hans Rothe), Band 7 - Dostoevskij und die Literatur
Böhlau Verlag Köln / Wien 1982