Glücksspiel in Baden Baden

Während der fast zwei Monate, die Dostojewski in Baden Baden verweilte, war zeitweilig (bis hin zum letzten Kleid und den Eheringen von beiden) all ihre Habe beim Pfandleiher.


Zur Vergegenständlichung seiner Spielsucht eine kleine unvollständige symptomatische Chronologie:

8. Juli 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Ich bin so unglücklich wie noch nie. Heute hatten wir 12 Goldstücke und 25 Taler. Fedja nahm 15 Taler und ging spielen. Nachdem er dort 10 Taler zurückgewonnen hatte, kam er nach Hause, sodass wir noch 55 Taler hatten. Bald darauf hatte er sie wieder verspielt und bat mich um noch 15 Taler. Ich gab sie ihm, es blieben uns noch 4 Taler, weil der fünfte für das Mittagessen geplant war. Nach dem Essen ging er wieder spielen, während ich auf der Post vergebens nach Post fragte. Fedja kehrte kurz vor mir heim, ganz bleich; wie er abermals verloren war. Auf sein Bitten hin gab ich ihm die letzten 4 Taler, war aber überzeugt, dass er sie wieder verlieren werde.

9. Juli 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Wir hatten wieder 12 Goldstücke. Fedja nahm 5 und ging zum Roulette. Als er fortgegangen war, wurde ich furchtbar traurig. Mir war völlig klar, dass er alles verlieren würde.

19. Juli 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Um ein Uhr nahm er das letzte Goldstück – ich gab ihm außerdem noch einen von mir aufbewahrten Fünffrankenschein – und ging damit zum Roulette. Ich hatte noch 4 Florin beiseitegelegt, die gab ich ihm auch mit. So blieben uns 5 Florin übrig, aber wir hatten auch schon drei Tage die Mahlzeiten nicht mehr bezahlt, und morgen müssen wir die Wohnung zahlen, doch wovon? Fedja ging fort, kehrte aber bald zurück und hatte alles verspielt. Er hatte unterwegs noch seinen Ehering für 20 Franken verpfändet, aber wie zum Tort hatte er keinen Schlag gewonnen. Danach ruhte Fedja etwas aus und ging dann zum Roulette, wobei er meinen Ehering mitnahm, um auch ihn zu verpfänden.

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21. Juli 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Schließlich kam Fedja; er war bleich und fiel vor mir auf die Knie. Er sagte, alles sei zu Ende; er habe alles verloren. Er hatte schon 45 Franken gehabt, war aber damit nicht zufrieden und hatte daraufhin alles verspielt. Er war furchtbar zerstört – ich fürchtete schon, er bekäme wieder einen Anfall.

4. August 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Aber jetzt war doch alles verpfändet und konnte wahrscheinlich nicht mehr ausgelöst werden, und ich hätte mich geschämt Mama noch einmal zu bitten. Deswegen war ich vielleicht ein wenig ungeduldig, weil ich verzweifelt war, dass Fedja immer noch nicht von dem Gedanken lassen konnte, er könne Tausende gewinnen.

12. August 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Heute standen wir voll Sorge auf, wie wir nun wieder zu Geld kommen könnten. Wir essen schon den vierten Tag, ohne zu bezahlen, und müssen heute unbedingt zahlen, sonst geben sie uns wohl kein Essen mehr. Dann müssen wir eben mein lila Kleid verpfänden, das einzige, was uns zum Verpfänden geblieben ist, mehr haben wir nicht, die Ressourcen sind erschöpft.

21. August 1867 - Dostojewskaja in ihrem Tagebuch:
Fedja stürzte sich in schrecklicher Erregung auf mich und gestand mir weinend, er habe alles verloren, auch das Geld, das ich ihm zum Auslösen der Ohrringe gegeben hatte.
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   Gedenktafel in der Bäderstraße 2 in Baden Baden 


Bis zum August 1867 wohnten Dostojewskis in dem abgebildeten Haus. Das Originalhaus steht nicht mehr. Es lag im Zentrum Baden Badens mit einer Schmiede im Hof. Der damalige Eigentümer Leopold Walschburger vermietete die 2-Zimmer-Wohnung den Dostojewskijs für acht Gulden pro Woche.

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Bereits 1863 wohnte Dostojewski dort mit Polina Suslowa: im Hotel de Paris – heute Hotel Quellenhof.

 Hotel des Paris in Baden Baden