Aufzeichnungen aus einem Totenhaus

Veröffentlichung
1860 erstmalig in der wenig beachteten Zeitschrift Stellowskis „Russki Mir" (unvollständig)
1861 - 62 erstmals vollständig dann erst in „Die Zeit" (Wremja)

Handlung
Belletristisch geschilderte Erlebnisberichte aus einem sibirischen Gulag.

Anmerkungen
"Das Werk nimmt einen besonderen Platz ein und unterscheidet sich stark von allen anderen Werken in Tonalität, Stil und Form. Dies ist eine Synthese aus Memoiren, physiologischem Aufsatz und Fiktion."
Nikolai Nasedkin

"Keimzelle des Werks war sein sogenanntes `Sibirisches Heft` (35 Manuskriptseiten), worin sich Dostojewskij sich in 486 durchnummerierten Einträgen Wörter, besondere Redewendungen lokaler, meist folkloristischer Eigenart und Anekdoten aus dem Zuchthaus in Omsk notiert hatte sowie kurze Kommentare aus seiner anschließenden Zeit in Semipalatinsk. Mehr als 200 dieser Einträge fanden in den Text der `Aufzeichnungen aus einem toten Haus`. (…) Das `Sibirische Heft` hatte ein Arzt des Gefängnishospitals für ihn in seine Obhut genommen, so dass es von ihm in Semipalatinsk fortgesetzt werden konnte.“
Gerigk; Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller, Fischer Verlag 2013 S. 15

„Als er sein Buch veröffentlichte, war der gepflogene Strafvollzug nicht mehr derselbe, den er erlitten hatte. Die Reformen Alexander II. hatten das barbarische Regiment, das noch unter Nicolaus I. geherrscht hatte, beträchtlich gemildert, das Aufsichtspersonal wurde strenger kontrolliert und die körperlichen Züchtigungen waren untersagt worden. Dostojewskis Werk kritisierte einen Zustand, der vom Kaiser selbst verurteilt wurde.“
Troyat; S. 160

Tolstoi, nachdem er das Buch 1880 nochmals gelesen hatte, schrieb:
"Ich habe es wieder gelesen, ich kenne kein besseres Buch aus der ganzen neuesten Literatur, einschließlich Puschkin. Nicht der Ton, aber der Standpunkt ist erstaunlich, aufrichtig, natürlich, christlich: ein gutes, aufbauendes Buch.“
Müller, Ludolf in: Dichter, Denker, Visionär S. 28

 (c) Vitali-Konstantinov

„Im Übrigen sind die Aufzeichnungen eine Fundgrube für jeden Psychologen. Über eine Vielfalt von Themen neben den ungemein differenzierten Charakterdarstellungen macht sich Dostojewski Gedanken. Sowohl über die Wirkung des Gefängnisaufenthaltes auf die Gefangenen, das System der Zwangsarbeit, die Frage der Besserung nach Strafe, die Bedeutung von Eigentum und Kreativität für das Freiheitsgefühl, Angst vor den Sträflingen als auch über die Angst der Sträflinge selbst, ihr Persönlichkeitsgefühl, ihre Bildsamkeit, das Verhältnis von Geist und Leib, geistige Entbehrungen, über Masochismus, Menschenwürde, Almosenverteilung untereinander, Teilnahme und Mitleid, das Lazarett und die Unsinnigkeit von Härte gegenüber Sterbenden, über die dunklen Seiten von Machtausübung u.v.m. macht er uns Mitteilungen.“
Riester; Die Menschen Dostojewskis S. 39

„Aber auch was Dostojewski zu berichten weiß, ist bis ins kleinste Detail autobiographisch. Kürzlich vorgenommene Untersuchungen der Gefängnisprotokolle von Omsk belegen, dass Dostojewskij nicht einmal den Namen der Sträflinge veränderte, mit Ausnahme seines eigenen. Wegen der erforderlichen Rücksichtnahme auf die Zensur war die Realität allerdings noch brutaler als im Buch geschildert.“
Kjetsaa, S. 133

"Die Zensur beschuldigte ihn (Dostojewski), dass er nicht genügend die Schrecken der Katorga beschrieben habe und dadurch der Eindruck entstünde, dass die Katorga eine leichte Strafe sei."
Bussewitz, Wolfgang; „Die Entwicklung der Weltanschauung Dostoevskijs – untersucht an den künstlerischen Hauptgestalten seiner Werke“ S. 118

„Alexander Herzen schrieb 1864 in seiner Zeitschrift Kolokol: `Dieses schreckliche Buch wird das Ende der finsteren Regierungszeit Nikolaus I. zieren wie die Inschrift Dantes den Eingang der Hölle.`“
Städtke, Klaus; Studien zum russischen Realismus des 19. Jahrhunderts S. 82

"Dostojewski spricht für sich selbst, daneben aber für eine gesellschaftliche Elite, die sich durch das Volk vor dem Volk rettet."
Zink, Andrea; Die Arrestanten waren die reinsten Kinder“ – Zur Rechtfertigung des Verbrechens in Dostojewskijs Aufzeichnungen aus einem Totenhaus S.133

 Russische Ausgabe des Totenhauses aus dem Jahr 1862

Der ersten vollständigen Veröffentlichung 1864 in Deutschland (Übersetzer Wilhelm Wolfsohn und Verleger Wolfgang Gerhard) war kein Erfolg beschieden.

  • Literatur / Links
  • ​​​​Die Arrestanten waren die reinsten Kinder – Zur Rechtfertigung des Verbrechens in Dostojewskijs „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, In: Dostoevsky Studies Nr. 9 (2005) S. 115 - 134
    Zink, Andrea
    Ein, wie ich finde, außerordentlicher Text. Er liegt außerhalb des üblichen Tenors über das Totenhaus. Wohl durchdachte Aspekte, die mehr als lesenswert sind.
     
     
    Der unsichtbare Himmel - Dostojewski in Sibirien, Eugen Salzer Verlag Heilbronn 1951
    Hashagen, Elfriede
    Ein belletristischer Roman.
     
     
    Unter Verbrechern in Sibirien, In: Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller, Fischer Verlag Frankfurt a. M. 2013
    Gerigk, Horst-Jürgen
    Ein komplexer und hochspannender "Röntgen-Blick" auf das Totenhaus.

  • Online-Lesen
  • Links
  • Aufzeichnungen aus dem Totenhaus  -  Eine Rezension


    Aufzeichnungen aus dem Totenhaus - auf Wikipedia



    „Theodor Dostojewsky und seine sibirischen Memoiren“
    in  Russische Revue: internationale Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, Band 1 1863


  • Film
  • 1932 „Myortvyy Dom“  UdSSR

    1969 „From the House of the Dead” TV USA

    1992 „From the House of the Dead” TV Österreich

    2008  „De La Maison Des Morts“ TV Frankreich / Japan

​​​​Die Arrestanten waren die reinsten Kinder – Zur Rechtfertigung des Verbrechens in Dostojewskijs „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, In: Dostoevsky Studies Nr. 9 (2005) S. 115 - 134
Zink, Andrea
Ein, wie ich finde, außerordentlicher Text. Er liegt außerhalb des üblichen Tenors über das Totenhaus. Wohl durchdachte Aspekte, die mehr als lesenswert sind.
 
 
Der unsichtbare Himmel - Dostojewski in Sibirien, Eugen Salzer Verlag Heilbronn 1951
Hashagen, Elfriede
Ein belletristischer Roman.
 
 
Unter Verbrechern in Sibirien, In: Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller, Fischer Verlag Frankfurt a. M. 2013
Gerigk, Horst-Jürgen
Ein komplexer und hochspannender "Röntgen-Blick" auf das Totenhaus.

Aufzeichnungen aus dem Totenhaus  -  Eine Rezension


Aufzeichnungen aus dem Totenhaus - auf Wikipedia



„Theodor Dostojewsky und seine sibirischen Memoiren“
in  Russische Revue: internationale Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, Band 1 1863


1932 „Myortvyy Dom“  UdSSR

1969 „From the House of the Dead” TV USA

1992 „From the House of the Dead” TV Österreich

2008  „De La Maison Des Morts“ TV Frankreich / Japan