Awdotja Jokowlewna Panajewa 1820 - 1893


„Ich war ganz ernsthaft in die Panajewa verliebt, es geht jetzt vorbei.“
Fjodor Dostojewski
 


Anfang der vierziger Jahre. Dostojewski ist ein bewunderter Teil des Panajew-Kreis, dem unter anderen auch Belinski und Turgenjew angehörten. Schnell verliebte er sich in die Frau Panajews – Awdotja Jakowlewna.
„Es war höchstwahrscheinlich seine erste große Liebe. Endlich hatte er eine Frau kennengelernt, die nicht nur schön, sondern auch gebildet und an Literatur interessiert war. Daß sie oft genug von ihrem Ehemann betrogen wurde, konnte seine Gefühle für sie nur vertiefen. Im Übrigen war sie dafür bekannt, es ihm mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Mit Awdotja lernt er auch einen Frauentyp kennen, der in seinem Leben und Schreiben einen immer dominanteren Platz einnehmen sollte: die Femme fatal.“
Kjetsaa, Geir; Dostojewskij, VMA Verlag Wiesbaden 1985 S. 72
 
Im November 1845 schreibt er an seinen Bruder Michael:
„Gestern war ich das erste Mal bei Panajew und habe mich, wie mir scheint, in seine Frau verliebt. Sie ist klug und schön, dabei liebenswürdig und ungewöhnlich aufrichtig. Ich vertreibe mir die Zeit gut.“
 
Und im Februar 1846 schreibt er an ihn:
„Ich war ganz ernsthaft in die Panajewa verliebt, es geht jetzt vorbei, doch ich weiß es noch nicht.“
Briefe; Piper Verlag
 
 Awdotja Jakowlewna Panajewa


„1845 verliebte er sich in die Gattin des Schriftstellers Panajew, dessen Salon ein Treffpunkt des literarischen Petersburgs war . . . Diese romantisch-platonischen Neigungen stehen in eigengartigem Kontrast zu den `Minnas und Klaras` , die ihm das Leben `unendlich verschönerten` aber `furchtbar teuer` kamen.“
Vgl. 2. Absatz   Neuhäuser; Das Frühwerk Dostojevskijs

Turgenjew 1857 in einem Brief an M. N. Tolstoja über Awdotja Panajewa:
„Dieses (soi dit entre nous) grobe, beschränkte böse, launische, jeder Weiblichkeit bare, aber absolut kokette Geschöpf . . .
Iwan Turgenjew - Briefe, eine Auswahl, Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1976

Zu diesem Zeitpunkt war sie mit Nekrassow verbändelt. Auch hat sie mit ihm die Romane „Toter See“ und „Drei Länder des Lichtes“ geschrieben. Zudem veröffentlichte sie unter dem Pseudonym N. Stanitzkij in Nekrassows Zeitschrift „Der Zeitgenosse“.

„Auf der autobiographischen Ebene ist Ordynov (Die Wirtin) als Selbstdarstellung des Autors zu verstehen, der eben eine heftige Liebe zu einer Dame der Gesellschaft, der Frau des Schriftstellers Panajew, erlebt hatte.“
Neuhäuser; Das Frühwerk Dostoevskijs S. 180

  Panajewa im Kreise der Redaktion des Journals "Sowremnik"

Awdotja Panajewa wurde in einer Familie von Schauspielern in St. Petersburg geboren. Erziehung und Beschulung genoss alleinig durch das Elternhaus, mit der Ausnahme des Besuches einer Ballett-Schule.
Im Jahr 1839 heiratet sie Schriftsteller Ivan Panajew. Seit dem Jahr 1846 war sie die Lebensgefährtin von Nekrassow, ohne dass sie jedoch von Panajew geschieden wurde.
Mit der Gründung der Zeitschrift „Der Zeitgenosse“ durch Panajew und Nekrassow im Jahre 1847, arbeitet Panajewa aktiv an der Zeitung mit. Ab 1848 veröffentlicht sie unter dem Pseudonym Stanitzki, eigene Texte. Gleich ihr erstes Werk wird von der Zensur verboten.
Nachdem ihr Mann Panajew 1862 stirbt und auch die Beziehung zu Nekrassow ihr Ende findet, heiratet sie 1864 den ehemaligen Redakteur des „Zeitgenossen“ A. F. Golowatschow. Dieser stirbt bereits 1877 an Tuberkulose.
Ab diesem Zeitpunkt lebte sie allein mit ihrer Tochter in ärmlichen Verhältnissen und kam mit kleinen Einnahmen aus literarischer Arbeit über die Runden.
Am 30. März 1893 verstarb sie in Petersburg und wurde dort auf dem Wolkow-Friedhof beerdigt.

    Awdotja Jakowlewna Panajewa