Karamsin, Nikolai Michailowitsch (1766 - 1826)

"Karamsin hatte die Geschichte Russlands in elegantem Stil  und im Geiste des Sentimentalismus dargestellt. Dostojewskij kannte Karamsins zwölfbändige `Geschichte des russischen Staates` von Kind auf."
Müller, Ludolf; Dostojewskij S. 109
 
 
„Abends liest der Vater   russische Geschichte von Karamsin, die Heilige Schrift oder Geschichten aus dem Leben der zahllosen russischen Heiligen vor.“
Neufeld, Jolan; Skizze zu seiner Psychoanalyse S. 8
 
„Danach haben in Karamsins Geschichte des russischen Reiches, die zur unvergesslichen Jugendlektüre Fjodor Michailowitschs und seiner Geschwister gehörte, weder die Person Christi noch die Fundamentaldogmen der orthodoxen Kirche einen Platz gefunden.“
Onasch, Konrad; Dostojevskij in der Tradition der russischen "Laientheologen"
 
Als die Brüder Dostojewski gemeinsam ein Motto für den Grabstein ihrer Mutter suchten, entschieden sie sich für die Zeilen Karamsins "Ruhe, lieber Staub bis zu einem frühen Morgen."
Vgl. Neuhäuser, Das Frühwerk Dostoevskijs S. 17
 
So findet Karamsin bei Dostojewski in den Romanen „Der Idiot“ (auf dem Grabmal Lebedevs mit der gleichen Inschrift wie auf dem Grab seiner Mutter), „Das Gut Stepantschikowa“ „Erniedrigte und Beleidigte“ oder auch in seinen „Tagebüchern“ positive Erwähnung.
 
So erwähnt Dostojewski auch Karamsins „Briefe eines russischen Reisenden“ in seinen Winterlichen Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke.
Trubetzkoy; Dostoevskij als Künstler S. 108

 
"Dostojevskijs `Sentimentalismus` wird zwar in den gelehrten Arbeiten verschiedentlich erwähnt, und seine Beziehung zu Karamzin scheint allen sicher zu sein, wie ich glaube ist sie das aber nur insoweit, wie es L. P. Großmann mit Dostojevskijs eigenen Äußerungen erhärtet hat.
In Dostojevskijs Bibliothek befand sich später nur noch Karamzins Geschichte, die nicht ohne weiteres mit den andern Werken gleichzusetzen ist."
D. Gerhardt, Gogol und Dostojewski  S. 52
 
„Schließlich sollte noch die fast jeden Abend durch den Vater vorgelesene Lektüre der `Geschichte Russland“ von Karamsin erwähnt werden. In ihrem Mittelpunkt steht nicht die russische orthodoxe Kirche und die Lehre, sondern die Menschenliebe,nach der dieser berühmte Histograph Persönlichkeiten und Ereignisse der Vergangenheit Russlands beurteilt. So finden Verfolgung und Verbrennung von Ketzern durch die Kirche seine deutliche Missbilligung. Über ein  Jahrhundert später sollte Dostojewski in seiner Verurteilung der Inquisition und ihrer Autodafès folgen.“
Onasch, Konrad; Die alternative Orthodoxie S. 83