Frei
In der Schule erwarb er lediglich mittelmäßige Grade, musste gar ein Jahrgang wiederholen. Diese Mittelmäßigkeit hat ihn dann wohl auch mit von einem wohlhabenderen Posten abgehalten.
1844 erhielt er den Auftrag für einige Monate auswärts zu arbeiten. Da er nicht vom Schreiben abgehalten werden wollte und nicht im Nirwana sein Dasein fristen wollte, lehnte er diese Arbeit ab und reichte seine Entlassung ein. Seine Verwandtschaft war vehement gegen die Aufgabe seiner Stellung, da sie in Sorge darum war, ob er zurande käme.
Seinem reichen Onkel P. A. Karepin, der Dostojewskis Erbe verwaltete und zugleich Vormund war, malt er in einem Brief (August 1844), ein ganz anderes Bild:
"Ich sollte in die Festung abkommandiert werden. Meine Schulden betrugen ungefähr 1.200 Rubel. Ich stand vor der Notwendigkeit, Kleider zum Wechseln anfertigen zu lassen und brauchte auch etwas für unterwegs zum Leben. (. . .) Da ich (aus Erfahrung) wußte, daß ich selbst bei einer Abkommandierung nach Kamschatka von keiner Seite irgendwelche Unterstützung zu erwarten hätte, war ich gezwungen, das kleinere Übel zu wählen."
Briefe; Reclam S. 46
Im Sommer schreibt er an seinen Bruder:
"Ich werde furchtbar arbeiten. Ich bin ja jetzt frei. Denke Dir nur Bruder, ich habe 8.000 Rubel Schulden; 525 Rubel schulde ich für Miete. Niemand weiß bis jetzt, dass ich den Dienst quittiere. Was soll ich nun anfangen, wenn ich nicht im Dienst bin? Ich habe nicht mal Geld, um mir Zivilkleider zu kaufen. Ich quittiere den Dienst zum 14. Oktober. Wenn die Moskauer Schweine (er meint seinen Vormund) die Sache verzögern, bin ich verloren. Man wird mich allen Ernstes ins Gefängnis sperren. Eine urkomische Lage."
Briefe; Piper
"Seit diesem Jahr (bis zum Frühjahr 1847) wohnte er mit mehreren Freunden bzw. Bekannten in einer Art Genossenschaft zusammen. Neben Dimitrij Grigorowitsch waren dies noch Alexej Beketow, Saljubezki und andere. Vorrangig Grigorowitsch führte Dostojewski in literarisch interessierte aristokratische Kreise ein."
Vgl. Geir Kjeetsa, Gesammelte Briefe - Dostojewskij
Dmitrij Wassiljewitsch Grigorowitsch (1822-1900)
"Er erhält die letzten 1.000 Rubel aus der Erbschaft; und auch von dieser Summe ist nach einigen Wochen nichts mehr übrig: alle seine Freunde und Bekannten lädt er großzügig zu einem grandiosen Essen in ein sündhaft teures Restaurant ein."
Maurina, Zenta; Dostojewskij - Menschengestalter und Gottsucher
"Dostojewski litt unter ständigem Geldmangel, da er nahezu jeden Rubel verschwendete, der in seine Hände fiel. Er ging mit seinem Geld großzügig und impulsiv um, und borgte sich bereits wieder Geld gegen zu erwartendes Geld."
Beltschikow Nicolai F.; Dostojewski im Prozess der Petraschewzn
Dostojewski über sich - in einem Brief an seinen Bruder im Jahre 1844:
„Auch wenn mein Herz in Liebe glüht, kann man aus mir oft kein einziges freundliches Wort herausbringen. In solchen Augenblicken habe ich meine Nerven nicht in der Gewalt. Ich erscheine lächerlich und abstoßend und muss unsäglich darunter leiden, daß mich meine Mitmenschen falsch beurteilen. Man sagt ich wär trocken und herzlos.“
Dostojewskij; Gesammelte Briefe, Piper
Ende des Jahres tritt Dostojewski als Übersetzer des Balzacschen Romans "Eugenie Grandet" zum ersten Mal in die Öffentlichkeit.
Zusätzlich arbeitet er an seiner ersten Novelle - Arme Leute.