Spion Antonelli

Das Engagieren eines tauglichen Spions, wie Antonelli, gestaltete sich ausgesprochen schwierig:
 
„Nun sollte man meinen, dass all dies hätte schon längst die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich lenken müssen – besonders in jener Zeit. Die Verzögerung ist darin begründet, dass die Polizei ein ganzes Jahr lang vergeblich einen passenden Spion suchte, d. h. einen, der, wie der Chef der Geheimpolizei Liprandi schreibt, `nicht nur auf der Bildungsstufe der versammelten Gesellschaft stand, sondern auch über das Vorurteil erhaben war, das in dem Ruf eines Angebers so ungerechterweise ... einen Schandfleck sieht. Solche Agenten findet man nicht für Geld`."
 

 Petraschewskij

 "Schließlich aber fand man doch so einen `über das Vorurteil Erhabenen` in dem Sohn eines Künstlers, Antonelli, der die Petersburger Universität besucht hatte und, gleich Petraschewski, eine Anstellung im Auswärtigen Amt hatte. Dieser Antonelli erschien nun vom 11. März bis 15. April jeden Freitag bei Petraschewski. Wie Dostojewski später erzählte, hätten sie alle, als Antonelli zum ersten Male auftauchte, sofort gewusst, dass es ein Spion sei, und dies auch Petraschewski gesagt; und als Antonelli sie zu sich einlud, habe niemand der Einladung Folge geleistet.“
Orest Miller; Dostojewski Autobiographische Schriften
 
 
Literaturhinweis
Beltschikow, Nikolai F.; Dostojewski im Prozeß der Petraschewzen, Reclam 1977  
Es scheint nur schwer möglich, ausführlicher und strukturierter alles um Dostojewskis Prozess und dessen Todesurteil auszuführen. Eine spannende und erhellende Dokumentenzusammenstellung. Durchaus empfehlenswert.