Dimitri
Grigorowitsch teilte 1844 mit Dostojewski die Wohnung und berichtet:
„Dostojewski
konnte tage- und nächtelang ununterbrochen am Schreibtisch
sitzen.
Er verlor kein Wort darüber woran er schrieb. Auf meine Fragen
antwortete er widerwillig und lakonisch, und da ich wußte,
wie
verschlossen er war, drang ich nicht weiter in ihn. Ich konnte nur eine
Menge mit seiner charakteristischen Handschrift bedeckter
Bögen
sehen: wie Perlen aus der Feder geflossene Buchstaben, wie gemalt . .
. Und wie er mit dem Schreiben aufhörte, nahm er
gleich das
ein oder andere Buch zur Hand.“
Seine
zweite Frau zur Entstehung seiner Werke:
„Es
kam vor, dass die ersten drei Kapitel des Romans gedruckt waren, das
vierte im Satz stand und das fünfte gerade zur Post gelangte,
das
sechste aber erst geschrieben wurde.“
Dostojewskaja;
Erinnerungen

Warwara
Timofejewa, Korrekturleserin bei der Zeitschrift "Der
Staatsbürger":
"Bevor
er
seine Dialoge schrieb, pflegte er sie immer mehrmals zu wiederholen,
laut oder flüsternd, während er die Worte mit
entsprechenden
Gesten begleitete. Es war als sähe er die entworfenen Figuren."
Kjetsaa;
Der gewaltigste unter den russischen Giganten
"Eines
brauchte Fjodor Michailowitsch für das Schreiben seiner Werke
unbedingt - Ruhe. Deswegen schrieb er häufig nachts.
So
gewöhnte er sich daran, spät schlafen zu gehen und
entsprechend spät aufzustehen. Wenn er nachts schrieb, stand
er
gewöhnlich um zwei Uhr auf. (. . .)
.
. . und es
bedurfte liebevoller Fürsorge und großen
Taktgefühls,
von Anna Gregorjewna, damit trotz der kleinen Kinder und der beiden
weiblichen Hausgehilfen im Hause Ruhe herrschte, ohne die Fjodor
Michailowitsch weder schlafen noch arbeiten konnte."
Aus
den Erinnerungen des Schriftsetzers M. A. Alexandrow (vgl.
Düwel)
Michael
Alexandrowitsch Alexandrow war Metteur in Druckerei bei Graschdinin. Er
hinterließ umfangreiche und wertvolle Erinnerungen an Begegnungen
mit Dostojewski aus der Zeit 1872 - 81
"Wenn
ich
einen Roman schreibe, so dränge ich eine Menge einzelner
Romane
und Novellen in ihn hinein; daher fehlt dem ganzen Maß und
Harmonie."
Doerne;
Gott und Mensch in Dostojewskijs Werk
24.
März 1870 Dresden, Dostojewski in einem Brief an N.
N. Strachow:
"Ich
habe
stets mein ganzes Leben lang, für die Leute gearbeitet, die
mir
das Geld im Voraus bezahlten. So ist es immer gewesen und niemals
anders. (. . .) Dafür gab ich, wenn ich Vorschüsse
erhielt,
immer etwas schon Vorhandenes, das heißt, ich verkaufte mich
nur
dann, wenn der dichterische Gedanke schon geboren und
womöglich
gereift war."
„Der
Schriftsteller ging durch Stadtviertel Petrograds, in die seine Helden
vom sozialen Milieu her gehörten. Er wählte konkret
Straßen, Kneipen, Häuser aus, in denen er die
Handlungen
seiner Romane ansiedelte. Er maß mit Schritten wirklich die
Entfernungen, zählte wahrhaftig die Stufen. Den Ort der
Handlungen
vor Augen, ließ er seine Geschichte im Geist ablaufen wie im
Film. Dann ging er nach Hause und schrieb das `Gesehene` auf.“
Granin, Daniil,
Über Dostojewski (3 S.) In: Magazin 3/1981 Berliner Verlag
„Fjodor
Michailowitsch warf die Pläne zu seinen Werken gerne um; mehr
noch, er entwickelte, überdachte und komplizierte sie, legte
aber
keinen Wert darauf, seine Manuskripte
abzuschließen.“
Viktor Schklowski; Pro
und Kontra 1957 In: Bachtin; Probleme der Poetik Dostoevskijs S. 47
"Dostojewski
legte regelmäßig Zettel neben sein Bett:
„Sollte ich
in lethargischen Schlaf fallen, begrabe man mich nicht vor 5
Tagen!“.
Jaques
Catteau; Dostoevsky and the process of literary creation, Cambridge
2003, S. 103
"Er arbeitet fast nur nachts.
Gegen elf
Uhr, wenn im Hause Stille herrschte, begann er zu schreiben,
während vor ihm ein Samowar stand, aus dem er sich mit kaltem
Tee
bediente, der so konzentriert war wie Lakritzensaft. Um fünf
Uhr
morgens ging er zu Bett und schlief bis zwei Uhr nachmittags."
Troyat, Dostojewsky S. 212
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