Alexander Puschkin wurde
von den Brüdern Michail und Fjodor besonders
geschätzt.
„Schon
in seinem zehnten Lebensjahr lernt er voller Begeisterung Puschkins
Gedichte auswendig, und mit der eigenen Reife reift auch
allmählich das Verständnis für den Giganten,
an dem er
das Weltumfassende, das Allmenschliche am tiefsten verehrt, und dem er
sein letztes Werk weiht.“
Maurina;
S. 19
„Als
16jähriger wollte er zu Ehren des im Duell getöteten
Dichter Trauerkleider tragen.“
Briefe;
Piper S. 683
.
. . verzichtete jedoch darauf, da kurz zuvor seine Mutter verstorben
war.
„Im
Kreis der Petraschewszen deklamierte er enthusiastisch die von der
Zensur verbotenen Freiheitsgedichte Puschkins.“
Ebenda
„Die
Gestalt des Geizigen Ritters war das Vorbild des Jünglings. (.
.
.) In den Notizen zum Jüngling stoßen wir mehrfach
auf
Zitate aus Puschkin, sie sind für ihn förmlich der
Pilgerstab
auf der Wallfahrt zum eigenen Ich. Entwürfe zum Werk werden
von
Randbemerkungen unterbrochen: `Sich an Puschkins Folgerichtigkeit bei
der Entwicklung der Handlung halten, sich an seine sparsame Wortkunst
und an seine Zurückhaltung bei der Ausarbeitung des Sujets
halten.` Oder auch: Alles nach der Reihe erzählen,
kürzer,
alà Puschkin.` Oder: `Ganz schnell erzählen, im
Sinne
Puschkins.` “
Maurina;
S. 262
In
der Liebe zu Puschkin fußt u. a. sicherlich auch Dostojewskis
späterer vehementer Konservatismus. So schreibt Puschkin 1831
anlässlich des Polenaufstandes das Gedicht "Den Verleumdern
Russlands". Es richtet sich gegen die europäischen
Sympathisanten,
die den Aufstand gegen die russische Fremdherrschaft
begrüßen. So heißt es darin:
„O
schweigt! Für euch sind nicht geschrieben
Die
blut’gen Tafeln der Geschichte;
Ihr
seid dem Streite ferngeblieben
Und
unbefähigt zum Gerichte.
Für
euch sind Kremlin, Praga stumm;
Nach
neuem Kampf seht ihr euch um -
Tollkühnes
Wagen ist euch Lust;
Haß
gegen uns füllt eure Brust.“
"Wir
finden hier sowohl den Gedanken von der Einheit aller Slawen in einem
von Russland beherrschten Staat, wie auch den Gegensatz zu Europa!"
Neuhäuser:
Dostojewskij im Kreuzverhör S. 62
"Wie ist es
nun mit der Stichhaltigkeit von Dostoevskijs Puschkinbild?
Vieles
davon beruht einfach auf Dostoevskijs eigenen Ideen, welche
dieser auf Puschkins Werk projiziert hat. (. . .)
Tatjana als Verkörperung des russischen Ideals zu setzen
erfordert eine Art Blindheit dafür, was tatsächlich
in Puschkins Text steht.
(.
. .) Freilich liest Dostoevskij seinen Puschkin hier und da auch mit
Scharfsinn."
Terras,
Victor; Kritische Betrachtungen zu Dostoevskijs Puschkinbild
In: Dostoevskij und die Literatur Böhlau Verlag 1981 S. 79
"Was nun Puschkins angebliche
Universalität betrifft, so wie seiner Gabe `sich im Genius
fremder Völker und Nationen zu verkörpern`, so
handelt es sich hier wohl um eine recht naive Illusion. Puschkin
verwandte in vielen seiner Werke aus den verschiedensten
Ländern und Epochen, wie ja andere Dichter seiner Zeit auch.
(. . .) Puschkins Ruf als Seher und Prophet beruht zu einem nicht
geringen Teil auf Dostoevskijs Weiterentwicklung Puschkinscher Ideen.
(. . .) Es liegt auf der Hand, dass Dostoevskijs Puschkinbild gar nicht
Puschkins eigenen Ansichten von der Aufgabe und dem Wesen des Dichters
entspricht, sondern vielmehr Dostoevskijs Vorstellungen auf Puschkin
projiziert."
Ebenda
S. 81
Im
Rahmen seiner Arbeit an der Onegin-Übersetzung tut Nabokov
Dostojewskis Interpretation als „schlampig“ ab:
„Dostojewskis
Veröffentlichungen gehören zu jenen Megaphonen monströser Plattitüden,
deren Lärm Shakespeare und Puschkin lächerlicher Weise auf die vage
Ebene aller Gipsidole der akademischen Tradition reduziert.“
Boyd, Nabokov
Die Verehrung Puschkins hält bis
zu
seinem Tode an und manifestiert sich unzweifelhaft in seiner Puschkin-Rede.
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